Entfeuchten mit Wasser
Der weltweite Wasserverbrauch hat sich nach aktuellen Ergebnissen des Umweltbundesamtes mit 4.000 m³ in den letzten 50 Jahren vervierfacht. Bis zum Jahr 2050 wird voraussichtlich ein Viertel der Weltbevölkerung unter den Auswirkungen von Wassermangel leiden.

Der weltweite Wasserverbrauch hat sich nach aktuellen Ergebnissen des Umweltbundesamtes mit 4.000 m³ in den letzten 50 Jahren vervierfacht. Bis zum Jahr 2050 wird voraussichtlich ein Viertel der Weltbevölkerung unter den Auswirkungen von Wassermangel leiden. Allein in China sind die Süßwasserreserven in den vergangen 5 Jahren um durchschnittlich 9 Prozent zurückgegangen. Auf der deutsch-chinesischen Promenade in der zentralchinesischen Metropole Wuhan stellt die Fraunhofer-Allianz BAU vom 23. bis zum 31. Oktober 2009 Lösungen aus der Bauforschung für eine nachhal-tige Urbanisierung zum Thema Wasser vor.
Nach Angaben des chinesischen Statistischen Jahrbuchs 2008 sind in China bereits 110 von 600 Städten ernsthaft von Wassermangel betroffen, darunter 26 Städte am Jangtse, dem längsten Fluss des Landes. Auf dem Land hatten in den vergangenen 5 Jahren rund 320 Millionen Chinesen zudem keine stabile Wasserversorgung. Obwohl China über alle Instrumente verfügt, um ein für Innovationen günstiges Umfeld schaffen zu können, fehlt es allerdings vor allem in den Schlüssel- und Hochtechnologien Umwelt, Energie und neue Materialien an wissenschaftlichem Know-how.
Wie lassen sich stabiles Wirtschaftswachstum und ökologische Ziele vereinbaren? Welche Beiträge kann angewandte Forschung aus Deutschland zur Lösung marktwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen Chinas leisten? Auf der fünften Station der Veranstaltungsreihe »Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung« des Auswärtigen Amtes, präsentiert die Fraunhofer-Allianz BAU im Pavillon des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) anhand dreier Exponate zu den Bereichen Wasser und Energie exemplarisch nachhaltige Systemlösungen bei Planung, Realisierung und Nutzung von Gebäuden und Siedlungsstrukturen.
Darüber hinaus veranstaltet die Fraunhofer-Allianz BAU im Rahmen der Promenade am 30. Oktober gemeinsam mit dem Fraunhofer-Büro Peking sowie dem China Real Estate Research Association-Council of Human Settlements (CCHS) einen deutsch-chinesischen Workshop zum Thema »Bauen für die Zukunft – Forschung für nachhaltige Stadtentwicklung«.
»Der Bausektor ist weltweit der Wirtschaftsbereich, der die meisten Ressourcen verbraucht. Rund 40% der CO2-Emissionen in Deutschland werden dem Bausektor und der Nutzung von Gebäuden zugerechnet. Durch nachhaltige Produkt- und Systemlösungen wollen wir vorhandene Potentiale besser nutzen sowie natürliche Ressourcen und Energie schonen«, erläutert Professor Klaus Sedlbauer, Sprecher der Fraunhofer-Allianz BAU und Leiter des Fraunhofer IBP das Potential der Fraunhofer Bauforschung bei der Lösung globaler Herausforderungen.
Kühlen und Entfeuchten mit Wasser: Zum Kühlen und Entfeuchten der Raumluft werden in der Regel Klimageräte eingesetzt. Der Betrieb dieser Geräte ist energetisch wenig sinnvoll und zudem mit einer gewissen Geräuschentwicklung verbunden. Als Alternative haben sich Kühldecken am Markt etabliert. Diese Kühlelemente haben jedoch eine begrenzte Leistung und es besteht die Gefahr von Tauwasserbildung und Schimmelwachstum. Einen Ausweg bieten neuartige Flächenkühlsysteme. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP präsentiert eine an der Wand montierte wasserführende Ebene. Im Gegensatz zur Kühldecke können hier problemlos Temperaturen unterhalb des Taupunktes der Raumluft gefahren werden. Das hat den Vorteil, dass die Raumluft am Wasserfilm nicht nur gekühlt, sondern auch gleichzeitig entfeuchtet wird. Die innovative Entwicklung wird von der Firma IFG Solar KG als Generallizenznehmer weltweit vertrieben.
Energetische Sanierung im Bestand: Am Beispiel einer Gebäudesanierung im Modellmaßstab, demonstriert das Fraunhofer IBP exemplarisch innovative Lösungen für ein integrales Sanierungskonzept von Bestandsimmobilien. Die Gebäudesanierung erfolgt traditionell getrennt nach Gewerken. Die Bewohner werden dadurch stark beeinträchtigt. Zudem sind die Einzelmaßnahmen oft nicht aufeinander abgestimmt. Durch ein umfassendes Sanierungskonzept werden diese Probleme vermieden. Der Einsatz industriell vorgefertigter Bauteilkomponenten ist hierfür ein viel versprechender Ansatz. Die Vorfertigung reduziert den Montageaufwand vor Ort und die Beeinträchtigung der Bewohner auf ein Minimum.
60 Jahre Forschung für die Zukunft: Zahlreiche innovative Produkte und Verfahren gehen auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten von Fraunhofer zurück, die in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum feiert. Die 60 Fraunhofer-Institute arbeiten in praktisch allen anwendungsrelevanten Technologiefeldern, so z. B. Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnik, Life Sciences, Oberflächentechnik, Optik, Werkstoffe, Bauteile, Produktionstechnik, Ener-gietechnik und Medizintechnik. Mit Hilfe eines interaktiven Computer-Spiels vermittelt die Fraunhofer-Allianz BAU den Besuchern wo und wie die Forschungsergebnisse bereits in vielen Bereichen des Alltags zur Anwendung kommen.
Hintergrundinformationen:
Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung: Die Veranstaltungsreihe der Bundesrepublik Deutschland in China hat das Ziel, gegenseitiges Verstehen als Grundlage erfolgreicher Zusammenarbeit zu fördern und das Bild von Deutschland als einem zukunftsorientierten, innovativen Land zu stärken. Die Deutsch-Chinesische Promenade ist das Herzstück jeder mehrmonatigen Station der Reihe. Dort haben Besucher die Gelegenheit, deutsche Innovationskraft und kreative Ergebnisse deutsch-chinesischer Kooperation von Wissenschaft und Bildung über Kultur, Wissenschaft und Musik hautnah zu erleben. Träger der Veranstaltungsserie ist das Auswärtige Amt. Partner sind der Asien-Pazifik Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA), das Goethe-Institut und die Initiative »Deutschland – Land der Ideen«. Zwischen Herbst 2007 und Frühjahr 2010 gastiert »Deutschland und China – Gemeinsam in Bewegung« in wichtigen regionalen Zentren Chinas: Nanjing (2007), Chongqing, Guangdong (beide 2008) Shenyang, Wuhan (beide 2009) sowie einer weiteren Station 2010. Den Schlusspunkt setzt die Weltausstellung in Shanghai 2010. Die Veranstaltungsreihe steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler und Staatspräsident Hu Jintao.
Fraunhofer-Allianz BAU: Verteilt auf 23 Standorte in Deutschland mit mehr als 3.600 Mitarbeitern und einem Gesamtforschungsbudget von rund 250 Mio. Euro haben sich 16 Fraunhofer-Institute zur Fraunhofer-Allianz BAU zusammengeschlossen. Zielsetzung der Allianz BAU ist es, wesentliche wie forschungsrelevante Fragestellungen zum Thema Bau vollständig innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft abbilden und bearbeiten zu können. Als interdisziplinäre Organisation fungiert sie als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Forschung und Politik. Die Fraunhofer-Allianz BAU beschäftigt sich insbesondere mit der systematischen Betrachtung von Gebäuden - vom Werkstoff, über Bauteil, Raum und Gebäude bis hin zur kompletten Siedlung. Ins Portfolio fällt aber auch der chronologische Blickwinkel, der den gesamten Lebenszyklus umfasst – vom Entwurf, über die Errichtung bis zum Rückbau.
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